ENERGIEregion Nürnberg e.V.
30.06.2015

Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Energieversorgung tauschten bei der Podiumsdiskussion der ENERGIEregion Nürnberg ihre Ansichten aus.


Rund 70 Besucher sind der Einladung der ENERGIEregion Nürnberg e.V. und des Energie Campus Nürnberg gefolgt, um sich über zukünftige Modelle für den deutschen Strommarkt zu informieren. So ergab sich im Laufe des Abends eine rege Diskussion zwischen den Podiumsteilnehmern Josef Göppel (MdB, CDU/CSU-Fraktion), Prof. Dr. Veronika Grimm (FAU Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre), Gunnar Braun (Verband kommunaler Unternehmen, Landesgruppe Bayern) und Dr. Ronald Künneth (IHK Nürnberg für Mittelfranken). Der Ansbacher CSU-Bundestagsabgeordnete Josef Göppel setzt sich „für eine Energiewende in den Rhythmen der Natur“ ein, also für regionale Energiekreisläufe. Und das nicht erst, seit er den CSU-Arbeitskreis Umwelt leitet. So müsste das Energieversorgungssystem nach dem Vorbild der Natur zellenförmig aufgebaut werden. Die kleinen und mittleren Kraftwerke werden auf regionaler Ebene verknüpft, zusätzlicher Bedarf werde überregional ausgeglichen. Noch trifft er mit seiner Vorstellung, bei der in etwa die Hälfte der Erzeugung in den Händen vieler dezentraler Energieproduzenten bleiben soll, auf viel „Gegenwehr der alten, zentral organisierten Strukturen“, sprich: Die großen Energiekonzerne haben Angst, Marktanteile zu verlieren. Aber auch bei den Verbrauchern bemerkt Josef Göppel Skepsis: „Früher hat man einfach Strom verbraucht und brauchte sich um nichts zu kümmern, das ist in den Köpfen noch drin. Doch sich nach Stromanbietern und zeitlich verändernden Angeboten zu richten, ist etwas ganz Neues.“ Prof. Dr. Veronika Grimm merkt dazu an, dass der Strommarkt auf die Veränderungen im System „schlecht vorbereitet“ ist. Der setze nämlich nicht die richtigen Impulse für Erzeuger und Verbraucher. Doch nun müsse sich der Strommarkt an der fluktuierenden Erzeugung von Wind- oder Sonnen-kraftwerken orientieren. Damit auch bei flexibler Stromerzeugung neue Geschäftsmodelle Geld erwirtschaften können, müssten regionale und zentrale Strukturen sinnvoll kombiniert werden. Dennoch dürfe man nicht für jedes Einzelproblem eine neue Lösung suchen. Das befeuere nur die Bürokratie. Auch Kapazitätsmärkte seien keine sinnvolle Lösung. Stattdessen favorisiert Prof. Grimm „regionale Preiskomponenten. Die könnten die Systemveränderungen sinnvoll steuern.“ Doch wie sollen diese Änderungen konkret ablaufen? Auch Gunnar Braun hat darauf keine einfache Antwort. Der Geschäftsführer für Bayern des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU) berichtet von wegbrechenden Märkten seiner Mitgliedsfirmen, meist Stadtwerke: „Energieintensive Unternehmen zieht es in Richtung Wasserkraft, zum Beispiel nach Kanada“ mit niedrigsten Strompreisen. Weshalb er für die Stromerzeugung hierzulande zwei Alternativen sieht: „Entweder die Investitionskosten in Erneuerbare Energien gehen runter, oder die Verteilnetze als Teil des Gesamtsystems werden optimal betrieben.“ So müssten Speicher für überschüssigen Ökostrom oder zur Netzstabilisierung von der EEG-Umlage entlastet, also „nicht mehr als Endabnehmer behandelt“ werden. Eines vieler Beispiele, für die Braun „eine politische Gesamtlösung“ fordert, die aber alleine zwischen Berlin und München zurzeit nicht erkennbar sei. Auch Dr. Ronald Künneth vom Geschäftsbereich Innovation & Umwelt der IHK Nürnberg für Mittelfranken hat „kein Patentrezept“ dabei. Der Energiefachmann sieht sich als „Anwalt für die regionale Wirtschaft“. Die werde immer heterogener. Immerhin sind neben gut 100 Stadt- und Gemeindewerken viele Tausend Stromerzeuger Mitglieder der IHK. Doch daneben gebe es eben auch zahlreiche Firmen, die über zunehmende Produktionsausfälle wegen kurzzeitiger Stromausfälle klagen. Dr. Künneth fordert deshalb: Erneuerbare Energien müssten „in den Markt integriert werden“. Dafür seien „intelligente Netze“ und die „Digitalisierung des Energiesystems“ notwendig. Denn „Flexibilität und Intelligenz sind die Problemlöser der Energiewende“, ist sich Ronald Künneth sicher.

Kategorien

Kontakt

0911 2529624 info@energieregion.de